Tag 1: München - Venedig
- Eva Gau
- 13. Aug. 2023
- 3 Min. Lesezeit
1. Etappe: München - Wolfratshausen
Heute sollte es nun endlich losgehen und mein bisher größtes Abenteuer beginnen. Wobei es bereits einen Tag vorher begann, denn Mama und ich fuhren von Ludwigslust mit dem Zug nach München. Am Bahnhof wurden wir von meinen Großeltern und meinem Papa verabschiedet. Papa werde ich jedoch schon vor Ende meiner Tour wiedersehen, denn er wird mich insgesamt 2 Wochen auf meinem Weg nach Venedig begleiten. Wie sollte es auch anders sein, hatte unser Zug natürlich Verspätung, sodass wir erst mit einer halben Stunde Verspätung den Bahnhof verließen. Mit dem Zug ging es für Mama und mich zunächst nach Berlin, wo wir dann in ICE nach München stiegen, der die gesamte Nacht fuhr. Leider nahmen wir nicht den direkten und kürzesten Weg von Berlin nach München, sondern fuhren über Leipzig, Erfurt, Frankfurt, Stuttgart und Augsburg nach München. An Schlaf im Zug war leider nicht zu denken. Zum Einen war es sehr voll und trotz unserer langen Wandersachen auch sehr kühl. Die Tatsache, dass man im Zug in der Regel nicht besonders gut schlafen konnte, hatten wir bei unserer Planung nicht berücksichtig. Nach einer gefühlten Ewigkeit und wenigen Stunden Schlaf erreichten wir den Hauptbahnhof in München.


In München angekommen, machten wir uns direkt auf den Weg zum Startpunkt der heutigen Etappe und besorgten uns beim Bäcker eine Kleinigkeit zum Frühstück und deckten uns mit Proviant für den ersten Wandertag ein. Vom Bäcker machten wir uns auf den Weg zum Marienplatz (521 m), der als Startpunkt für die Wanderung von München nach Venedig gilt. Dort machten wir natürlich ein paar Fotos, bevor es in Richtung Isar ging. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wirklich fassen, dass es nun endlich losgehen würde und ich einfach die nächsten 5 Wochen nur mit meinem Rucksack zu Fuß bis nach Venedig wandern würde.

Wir wanderten zunächst ein kleines Stück durch die Innenstadt und dann weiter am Ufer der Isar entlang. Zu diesem Zeitpunkt merkten wir die Müdigkeit durch den fehlenden Schlaf noch nicht und liefen kontinuierlich auf einem gut ausgebauten Weg am Fluss entlang. Da die Etappe sehr lang war, kam uns zwischendurch der Gedanke, ein Stück der Tour mit dem Fahrrad zu fahren. Wir entschieden uns jedoch dagegen, da wir keine Möglichkeit fanden, die ausgeliehenen Fahrräder wieder zurückzugeben. Wir kamen an dem Münchner Zoo Hellabrunn vorbei und erreichten die Marienklausenbrücke (526 m), wo wir die Uferseite der Isar wechselten. So wie die Isar verließ uns auch die Sonne den ganzen Tag nicht. Für die Mittagspause suchten wir uns eine Bank direkt am Ufer der Isar und gönnten unseren Füßen und den Schultern eine kleine Pause.



Vorbei an einem Wasserwerk (530 m) ging es auf dem Jakobsweg, den man an der gelben Muschel auf blauem Untergrund erkennt, weiter bis zum Kloster Schäftlarn (561 m). Dort hätte man eine Zwischenübernachtung machen können, aber wir haben uns vorgenommen, die erste Etappe so zu machen wie sie im Reiseführer beschrieben war. Auf einem Fahrweg stiegen wir ein paar Höhenmeter an, um sie anschließend direkt wieder abzusteigen. Am Kloster angekommen, hatten wir nur noch knapp 10 Kilometer vor uns, aber die haben sich gefühlt ewig lang gezogen. Der fehlende Schlaf und die ständige Sonne machten sich langsam bemerkbar, so die Energie und auch die Motivation langsam schwanden. Besonders Mama hatte mit sich zu kämpfen, denn die ersten Blasen begannen zu schmerzen und auch das Gewicht des Rucksackes machte ihr zu schaffen. Um sie ein wenig zu entlasten, habe ich ihr den Rucksack für eine Weile abgenommen und somit dann einen Rucksack auf dem Rücken und einen auf dem Bauch getragen habe. So konnte sie sich zumindest für einen kurzen Augenblick erholen. Leider hat das dafür gesorgt, dass auch meine Kräfte rasend schnell schwanden. Am Ickinger Wehr (562 m) vorbei erreichten wir den Zusammenfluss von Loisach und Isar. Danach stiegen wir im Wald über einige Stufen bergauf und wurden oben mit einem Blick über die Flusslandschaft belohnt, den wir nicht mehr wirklich genießen konnten, da wir einfach nur noch ankommen wollten.


Mehrfach mussten wir die Rucksäcke absetzen, um die Schultern zu entlasten und uns eine kleines Pause zu gönnen. Der Weg führte weiter teilweise bergauf und wieder bergab an den Bahngleisen entlang bis zu einer Straße, von der aus die ersten Häuser von Wolfratshausen in Sicht kamen. Ohne Umwege begaben wir uns auf direktem Weg zum heutigen Tagesziel, dem Gasthof Humpelbräu. Am Gasthof angekommen quälten wir uns die Treppen hinauf zum Zimmer. Hätten wir nicht noch duschen und essen müssen, wären wir wohl direkt eingeschlafen. Aber eine Stärkung nach dieser unheimlich kräftezehrenden Etappe musste sein.

Insgesamt war die heutige Etappe technisch nicht sehr anspruchsvoll. Angesicht des fehlenden Schlafes, der langen Strecke und die Sonne, die es wirklich gut gemeint hat, hatte es die Etappe jedoch in sich. In den nächsten Tagen wird sich der Körper sicher an die Anstrengung gewöhnt haben.
Zeit: 10 h 16 min
Strecke: 34,7 km
Aufstieg: 555 m
Abstieg: 500m
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