Warum bin ich von München nach Venedig gewandert?
- Eva Gau
- 29. Juli 2023
- 2 Min. Lesezeit
Diese Frage wurde mir von einem Mitwanderer gestellt und tatsächlich hat mich die Frage kurzzeitig aus der Bahn geworfen. Ich hatte darüber vorher noch nie so richtig nachgedacht und ich musste tatsächlich einen Moment überlegen, um ihm auf die Frage zu antworten. Also fragte ich mich, warum mache ich das hier überhaupt? Was hat mich dazu bewegt, 550 Kilometer zu Fuß zu gehen? Wem will ich eigentlich etwas beweisen?
Für viele ist diese Wanderungen bzw. diese Art Erfahrung sicher ein lang gehegter Traum, aber bei mir hat sich der Wunsch nach einer solchen Herausforderung in ziemlich kurzer Zeit entwickelt. Meine Eltern haben sich schon seit langer Zeit vorgenommen, die Alpen zu überqueren. Sie wollten den Klassiker unter den Alpenüberquerung machen, den E5 von Oberstdorf nach Meran. Da sie keinerlei Erfahrungen hatten, sah der Plan eine geführte Tour vor. Da diese Tour immer mal wieder Thema war, habe ich angefangen mich intensiver mit dem Thema Alpenüberquerung zu beschäftigen und nach anderen Strecken zur Überquerung der Alpen gesucht. Ziemlich schnell bin ich auf den "Traumpfad München-Venedig" gestoßen. Und der Gedanke "Das muss ich machen" war geboren. Für mich war klar, umso länger die Strecke desto besser. Ich wollte mir selbst und auch allen anderen Menschen in meinem Umfeld beweisen, dass ich es schaffen kann.
Ich muss dazu sagen, dass ich bisher zwar jedes Jahr für einige Tage in den Alpen unterwegs war, aber nie zuvor eine Hüttentour und schon gar nicht in diesem Ausmaß gemacht habe. Noch dazu kommt, dass es in Norddeutschland keine Berge gibt. Dementsprechend fällt es schwer, sich körperlich wirklich auf eine solche Tour vorzubereiten. Ich habe es für mich als eine persönliche Herausforderung gesehen und während des Studiums wäre der perfekte Zeitpunkt für ein solches Abenteuer. Niemand in meinem privaten Umfeld hat bisher etwas Derartiges erlebt und die Vorstellung, zu Fuß von München nach Venedig zu wandern, war einfach unglaublich. Vielleicht war es auch eine Art Flucht vor Dingen, die in meinem Privatleben zu diesem Zeitpunkt nicht so richtig liefen.
Meine Eltern fanden die Idee zwar gut, aber haben sich natürlich direkt Sorgen gemacht, dass ich mich alleine auf diesen langen Weg begeben möchte. Aus meiner persönlichen Herausforderung hat sich nach und nach ein Familienprojekt ergeben, so dass ich keine Wegstrecke alleine gehen musste, worüber ich im Nachhinein wirklich froh bin, aber dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr.
"Mich spornte die vage Sehnsucht an, von einem langweiligen Alltagsleben in eine wundervolle Welt versetzt, zu werden." - Zitat von Alexander von Humboldt
Comments